Vrsar – hinter diesem Zungenbrecher verbirgt sich ein malerischer kleiner Ort in Kroatien an der istrischen Bucht. Der Ort lebt überwiegend vom Fischfang und vor allem vom Tourismus. Die Altstadt bietet dem Besucher kleine mediterrane Gassen, die lichtdurchflutet sind und oft überraschende Ausblicke auf die Bucht bieten.
Vrsar hat derzeit ungefähr 2.700 Einwohner. Seine Tradition als Ferienort geht lange zurück. Schon die Porečer Bischöfe nutzten den Ort als Sommerresidenz, während er von 983 bis 1778 unter Direktverwaltung dieses Bistums stand. Auch Casanova hat hier schon seinen Urlaub verbracht. Der Ort scheint wie in zwei Hälften geteilt: Auf der einen Seite liegt die Uferpromenade mit dem Strandleben, auf der anderen Seite auf den Hügeln die Altstadt, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Der Ortsname geht vermutlich auf zwei Quellen in der Nähe zurück, denn sämtliche alte Ortsbezeichnungen (wie beispielsweise Orsaria oder auch Vrsarium) enthalten als Bedeutung das Wort Quelle (altmediterran „ur“). Auf italienisch heißt der Ort Orsera, auf deutsch Orser.
Die Römerzeit prägte die Stadt, wovon noch heute Mosaikfunde und Überbleibsel alter Villen zeugen. Die Stadtmauer, die den Ort im Mittelalter umringte, ist noch teilweise erhalten, besonders gut an den beiden Stadttoren. Auch eine frühchristliche Basilika und das Kastell der Stadt legen Zeugnis ihrer langen Geschichte ab. Wirtschaftlichen Reichtum zog der Ort lange aus dem Steinbruch, in dem Marmor gewonnen und nach Ravenna oder Venedig geliefert wurde.
Altstadt von Vrsar
Mittelpunkt der Altstadt ist die Oberstadt und hier der zentrale Marktplatz Trg Degrassi. Hier ist auch das romanische Stadttor zu sehen, das ehemals dem Kastell zugehörte. Östlich davon liegen die Kirche Sv. Foska aus dem siebzehnten Jahrhundert sowie das Haupttor der Stadt, das aus dem dreizehnten Jahrhundert stammt.
Höchster Punkt des Ortes und gleichzeitig schönster Aussichtspunkt auf die Bucht ist die Pfarrkirche Sv. Martin. Die Anfänge des Baus reichen bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zurück, fertig wurde die Kirche aber erst 1935. Gegen Eintritt ist der Glockenturm zu besichtigen, von dem aus sich in 54 Metern Höhe nochmals eine schönere Aussicht auf den Ort und das Meer bietet. Bei guter Sicht reicht der Blick bis zur Basilika von Poreč.
Direkt neben der Kirche befindet sich der Erzbischöfliche Palast, der bereits im zwölften Jahrhundert die Sommerresidenz der Bischöfe aus Poreč war. Es folgten Erweiterungen bis ins achtzehnte Jahrhundert. Aufgrund seiner Wehrhaftigkeit mit Schießtürmen und hohen Mauern wird der Palast auch als Kastell bezeichnet. Diese Verteidigungsmaßnahmen waren notwendig, da die Prunksucht der Bischöfe Bauernaufstände ausgelöst hatte. Mittlerweile wurde und wird der Palast nach und nach in Eigentumswohnungen umgebaut. Die Altstadt ist still, voller kleiner Wohnhäuser und fast ohne Straßenverkehr.
Hafen und Strandpromenade
Ganz anders geht es am Hafen und der Strandpromenade zu. Hier findet sich ein großes touristisches Angebot an Restaurants, Cafés, Shops und Bars. Hier liegen nicht nur Fischerboote, sondern auch viele Segelboote und Yachten aus vielen Ländern. Am Hafen werden auch zahlreiche Ausflugstouren angeboten wie Angelfahrten oder eine Bootstour durch den Limfjord. Sogar ein Piratenschiff steht für einen Törn bereit, und wer mag, kann ein Boot mieten und sich auf eigene Faust auf den Weg durch die Adria machen. Vor der Küste liegen 18 unbewohnte kleine Inseln, die man erkunden kann.
Trotz des großen Angebotes entsteht aber nie der Eindruck, Vrsar ist überlaufen oder touristisch. Kroatien wie es früher einmal war, kommt hier immer wieder zum Vorschein.
Bildhauerei aus Istrien
Der Kalkstein vor der istrischen Küste eignet sich besonders gut für die Bildhauerei, was dazu führte, dass sich etliche dieser Künstler in Vrsar niedergelassen haben. Der Marmor aus Vrsar ist resistent gegen Salzwasser, was ihn besonders beliebt macht. Dusan Dzamonja, ein zeitgenössischer Bildhauer, betreibt hier einen Skulpturenpark, der besichtigt werden kann.
Freizeitaktivitäten
Sportliche Hauptattraktion ist natürlich das Meer – der Ort verfügt über viele Strände (meist Felsstrände oder geschützte Kiesbuchten, teils mit betonierten Liegeflächen), etliche davon auch mit dem Gütesiegel „Blaue Flagge“ für besondere Wasserqualität ausgezeichnet. Auch die Landzunge Montraker stellt einen schönen Badeplatz dar und bietet zudem einen wunderbaren Panoramablick auf den Hafen und die Altstadt. Zum Freizeitangebot gehören der Verleih von verschiedenen Booten, von Motorrollern und Fahrrädern, ebenso wie Tauchkurse, Beachvolleyball, Tennis, Minigolf und vieles mehr. Etwa zwei Kilometer außerhalb liegt ein Sportflugplatz, von dem aus Rundflüge angeboten werden. Für Ausflüge in die Umgebung empfehlen sich insbesondere die Orte Poreč, Rovinj und Funtana.
Limskikanal – Kroatiens Fjord
Eine, wenn nicht die Attraktion in der Nähe von Poreč und Vrsar ist mit Sicherheit der Limski Kanal oder Limfjord wie er noch genannt wird. Fast 20km tief führt der Wasserweg ins Landesinnere und lässt eine norwegisch anmutende Landschaft entstehen. Entlang des Kanals führt einer der schönsten Radwege in Istrien. Unterwegs führt der Weg auch an einer kleinen Sehenswürdigkeit vorbei. Eine Piratenhöhle! Ob sich wirklich einmal Piraten versteckt hatten, sei dahingestellt, die beeindruckende Aussicht und die nette Bar im Fels, sind einen Ausflug in jedem Fall wert.
Feste
Jeden Sommer findet im Hafen das Großereignis des Jahres statt: das Fischerfest. Zu Livemusik tanzen die Menschen ausgelassen auf der Straße, und die ansässigen Fischer grillen und verkaufen ihren frischen Fang. Am 11. November begeht man das Fest „Festa Sv. Martina“, das morgens mit einem Gottesdienst beginnt und im Laufe des Tages auf dem Trg Degrassi mit Livemusik fortgesetzt wird. Die Stadt dankt für den Tourismus und den damit verbundenen Wohlstand mit frischem Fisch sowie kostenlosem Wein.
Anreise
Vrsar ist mit dem Auto gut erreichbar und liegt direkt an der Strecke von Pula nach Poreč. Am Hafen gibt es einen großen Parkplatz. Wer mit dem Auto durch den Ort will, muss auf viele enge Einbahnstraßen gefasst sein. Für Ausflüge nach Poreč, Rovinj oder Pula gibt es sehr gute Busverbindungen.